Sie war 2006 Initiatorin und Mitgründerin der Text Pistols. Nach ihren Wanderjahren als Texterin in Zürich, München und Frankfurt hat sich Barbara Raschig wieder auf das konzentriert, wofür ihr Herz schlägt: das belletristische Lektorat. Sie ist eine Literaturenthusiastin und redigiert Bücher für verschiedene grosse und kleine Verlage – wenn sie nicht gerade ihrer zweiten Leidenschaft frönt und Yogastunden gibt. Hier drei Empfehlungen zu ihren neusten bearbeiteten Werken, die vom jungen Eisele Verlag in München verlegt werden. Wir wünschen spannende Lektüre für entspannte Stunden unterm Sonnenschirm!
Mehr Infos: br-lektorat.de, yogabirds.de, eisele-verlag.de
Nell Leyshon: Die Farbe von Milch
München, Eisele Verlag 2017
Für ihren zweiten Roman Die Farbe von Milch war Nell Leyshon für den französischen Literaturpreis Prix Femina nominiert. Das Buch handelt von der jungen Mary. Das Mädchen ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt. «Ein Roman von archaischer Wucht», so benennt es Peter Henning von Spiegel Online.
Carol Rifka Brunt: Sag den Wölfen, ich bin zuhause
München, Eisele Verlag 2018
Frisch auf Deutsch erschienen ist das Erstlingswerk von Carol Rifka Brunt Sag den Wölfen, ich bin zuhause. Der New York Times Bestseller ist ein poetischer, sehr feinfühliger Roman über Familie und Freundschaft, der die Stimmung und das Lebensgefühl der 80er Jahre in New York einfängt. Er offenbart tiefe Einsichten in die verschiedenen Arten der zwischenmenschlichen Beziehungen. Tiefgründig, fundiert und unterhaltsam erzählt die Autorin diese Familiengeschichte. Die 14-jährige June Elbus lebt in der Nähe von New York. Als ihr geliebter Onkel Finn, ein berühmter Maler, am AIDS-Virus stirbt, hüllt sich Junes Familie in Schweigen. Sie ist nicht nur traurig, sondern auch peinlich berührt, weil plötzlich Finns Homosexualität zum öffentlichen Gesprächsthema wird. Doch June sehnt sich verzweifelt nach jemandem, mit dem sie ihre Trauer teilen kann. Heimlich nimmt sie Kontakt zu Finns Lebensgefährten Toby auf, den ihre Mutter als «Mörder» bezeichnet und der in der Familie unerwünscht ist. Die beiden kommen sich in vielen Gesprächen und gemeinsamen Unternehmungen nahe und helfen einander aus der Traurigkeit. Obwohl ein Familiengeheimnis gelüftet wird, lebt der Roman weniger von dramatischen Handlungssträngen als vielmehr von den aussagekräftigen Bildern, die Brunt mit ihren Worten zeichnet. Ein Roman über Verlust und Trauer, den Trost von Freundschaft und Familienzusammenhalt, spannend bis zum Schluss.
Niccolò Ammaniti: Anna
München, Eisele Verlag 2018
Noch etwas warten muss man auf den neuen Roman Anna von Niccolò Ammaniti, der im August auf Deutsch erscheint. Der Autor des Weltbestsellers Ich habe keine Angst gilt als einer der herausragendsten Erzähltalente Italiens. Anna ist ein von der ersten Seite an fesselnder Abenteuerroman und gleichzeitig eine Parabel auf eine Welt, in der Kinder sich selbst überlassen sind und ohne Vorbilder heranwachsen. Eine Parabel auf das Leben in einer Gesellschaft ohne Zukunftsaussichten. Anna ist aber auch eine Hymne an die Kraft der Liebe. Denn so rettungslos die hier geschilderte Welt erscheint, so hell leuchten in ihr immer wieder Zärtlichkeit und pure Lebensfreude auf. Anna zeigt uns, was Menschen auf sich zu nehmen bereit sind, um zu überleben und die Hoffnung in sich nicht sterben zu lassen. Sie ist eine Heldin, der Ammaniti seine ganze Bewunderung schenkt.
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